STECKBRIEF

GEBURTSDATUM: 23.04.2004

GRÖSSE: 1,80 m

SPANNWEITE: 1,85 m

GEWICHT: 70 kg

NATIONALITÄT: deutsch

WURFHAND: rechts

TEAM: Bender Baskets Grünberg

SCHULE: Theo-Koch-Schule Grünberg

OFFENSIVE ROLLE: primäre Ballhandlerin / Playmaking aus 1-on-1 und P&R / Scoring im Open Court

DEFENSIVE ROLLE: Turnover am Ball und in den Passwegen / Switchability / Rebounding

  • Elisa Mevius gilt als Spielerin sehr guten Charakters, an deren Arbeitseinstellung es nichts auszusetzen gibt. Mit Kritik geht sie reflektiert um. Gelegentliche Ups und Downs tun ihrem ausgeprägten Gespür für Basketball keinen Abbruch. Sie wird als im positiven Sinne eigenwillig und mit hohem Basketball-IQ gesegnet beschrieben. Sie tritt eher zurückhaltend und leise auf, ihre häufig zu beobachtenden Ansagen auf dem Court haben jedoch Hand und Fuß. Sie besitzt Anlagen, um eine Führungsspielerin zu werden. Trotz technischer Gaben ist sie auch eine Instinktspielerin. Oft und regelmäßig soll man sie im Kraftraum finden, wo sie an der Stärkung ihres Oberkörpers sowie an Tempo und Reaktionsschnelligkeit arbeitet. Stehen im Training einmal nicht genügend Tiefspielerinnen zur Verfügung – so wurde anekdotenhaft berichtet –, stellt sie sich in den Dienst des Teams (und ihrer Neugier?) und spielt diese Position.
  • Ihre physischen Voraussetzungen verschaffen Elisa am defensiven Ende viel Impact. Mit einer Größe von 1,80 m, einer Wingspan von 1,85 m, sehr großen Händen und lateralem Tempo ist sie fast uneingeschränkt switchable. Vermutlich wird es immer Spielerinnen mit technisch besseren Pushsteps geben, doch nur wenige verfügen über Elisas Maß an Antizipation und Instinkt. Sie zeigt unkonventionelle Verteidigungsansätze und scheut sich nicht vor Risiken. So frontet sie Mismatches im Post aggressiv und geht generell viel auf Steals am Ball und in den Passwegen. Nicht wenige Bälle klaut sie bereits beim Ballvortrag im Rückfeld oder in Transition. 
  • Darüber hinaus kann Elisa eine einzigartige Rebounderin auf ihrer Position sein. Dabei deuten die 5,5 Bretter pro Spiel nur an, wie dominant sie mit ihren körperlichen Vorteilen und ihrem Gespür für das, was als nächstes geschehen wird, eigentlich ist. In einzelnen Spielphasen giert sie regelrecht nach dem defensivem Abpraller, …
  • …denn im Open Court sind Elisas Skills ein Gamechanger! Nach eigenem defensiven Rebound oder nach einem Outlet pusht sie den Ball auf höchstem Niveau und ist – hat sie einmal ihr beeindruckendes Tempo mit Ball aufgenommen – kaum mit fairen Mitteln zu stoppen. In beeindruckender Souveränität findet sie den Weg zum Korb für variantenreiche Abschlüsse, Foul Calls oder den Durchstecker/Kickout im allerletzten Moment. Diesen Aspekt ihrer modernen Spielweise soll sie perspektivisch sogar noch mehr zeigen als ohnehin schon. 
  • Im Halbfeld wie in Transition greift Elisa zurück auf sicke Handles, die sehr an Streetball Skills erinnern. Ihr starkes Ballhandling beinhaltet Crossover, Spin Moves, Behind-the-Backs, Eurosteps, Snake Dribblings – und somit das Komplettpaket. Ein- und zweihändige Pässe bringt sie zuverlässig präzise an ihre Mitspielerinnen und zeigt bereits ein ausgeprägtes Gespür für Winkel und Timing. 
  • Einmal in der Zone angelangt, packt Elisa variantenreiche Abschlüsse aus. Mit Verzögerungsbewegungen, Abschlüssen mit der Innenhand, Floatern mit und ohne Brett oder Pullups ist ihr Arsenal nur angedeutet. Im 1-on-1 ist sie an einem mittelmäßigen Tag kaum und an einem guten oder noch besseren Tag überhaupt nicht ohne Foul zu stoppen. An den Korb gelangt sie quasi immer
  • Als absolut dominante Ballhandlerin kreiert Elisa zahlreiche Plays für sich und ihre Teammates. Die bereits angepriesene Kombination aus Ballhandling und Gefahr am Korb manipuliert gegnerische Verteidigungen. Allein ein angedeuteter Drive lässt die Helpside einrücken und verschafft einer nach oben cuttenden Spielerin aus der Corner somit einen potenziell freien Wurf. Ihre hohe Usage resultiert schlichtweg daraus, dass sie uneigennützig sehr oft hochqualitative Entscheidungen trifft. Sie sieht einfach, wohin der Ball bewegt werden muss. Insbesondere aus Handoff-Aktionen heraus – wenn sie also aus der Bewegung kommt – wird sie im laufenden Spiel und bei Einwürfen regelmäßig gesucht und generiert hier viele Vorteile. Oft arbeiten die Bender Baskets mit einem versetzten Pick direkt hinter dem Handoff. Kann Elisa diesen zweiten Pick einmal nutzen, ist das meistens gleichbedeutend mit einer zumindest kurzzeitigen Überzahlsituation innerhalb der Dreierlinie. Sie kann mit lang gehaltenen Ball Screens ebenso gut arbeiten wie mit Slip Rolls; auch den Drive über die blockferne Seite muss man als Defense einkalkulieren. Für eine so junge Ballhandlerin ungewöhnlich, involviert sie die nicht direkt am P&R beteiligten Teammates bereits oft und reagiert auf einrückende Hilfen clever. Legt man die 3,4 Turnover pro Spiel und den Augentest beim Scouting übereinander, fallen die Ballverluste gar nicht so ins Gewicht; sie verschafft ihrem Team einfach so viele Vorteile. Obwohl ihre Pässe auch mal risikoreich sind, versprechen sie jedoch oft hochprozentige Abschlüsse. Zudem sind ihre Entscheidungen selten überstürzt oder forciert. Ihre Spielanlage als Ballhandlerin wirkt allgemein sehr reif und überlegt. Falls sie einmal zum Aufnehmen des Balles gezwungen ist, behält sie die Ruhe und verteilt das Spielgerät souverän weiter. Zusätzlich zu den 3,1 Assists pro Partie sind viele komplett freie Looks zu erwähnen, die aus ihrem Playmaking resultieren.

  • Für eine Instinktspielerin ist die Grenze zwischen Risiko und Spekulation fließend. Elisas körperliche Vorteile verleihen ihr defensiv ein enormes Selbstvertrauen. Sie kann quasi in jede Possession mit der gerechtfertigten Ambition gehen, am Ball oder im Passweg zu stealen. Zusätzlich zu ihren 3,6 Steals begeht sie eben so viele Fouls. Ihre Risikobereitschaft zu minimieren, würde ihr und ihrem Team wohl zu viele Vorteile nehmen. Doch mit mehr Erfahrung, höherer Reputation bei den Refs und einer Anpassung an deren jeweilige Linie sollte Elisa fortan Foul Trouble reduzieren und ihrem Team dann auch in wichtigen Phasen erhalten bleiben können.
  • Elisa kann nicht nur offensiv, sondern auch defensiv heißlaufen. Defense und Offense harmonieren bei ihr insofern, als sie häufig ja erst durch den Ballgewinn oder Defensiv-Rebound Coast-to-Coast gehen kann. Am anderen Ende der Skala finden wir Phasen, in denen sie mit ihren Talenten nachlässiger umgeht. Closeouts und Shot Contests läuft sie dann eher halbherzig, lässt sich beim Rebounding herumschubsen und zeigt generell eine passive bis negative Körpersprache. Auf Außenstehende kann das dann desinteressiert wirken – obwohl sie das nicht ist. Hochs und Tiefs sind Teil ihres Charakters und Games. Gleichzeitig weiß sie um die Diskrepanz dazwischen und entwickelt ein Gefühl dafür, wann sie sich zurücknehmen und wann sie wieder aufs Gaspedal drücken muss.
  • Eine so gefährliche Ballhandlerin wie Elisa sollte sich perspektivisch Rezepte gegen Double Teams, Drop Defense oder Full Deny zurechtlegen. Die Lösung könnte abseits des Balles liegen: Ihre gezielten Attacken sollte sie noch mehr off-ball vorbereiten und noch mehr aus der Bewegung ins Handoff gehen. Cuts – z. B. Backdoor gegen eine Full Deny – sind bislang eher eine Ausnahme. Ihre Driving Gravity manipuliert die Defense auch abseits des Balles. Sollte sie perspektivisch Ansätze einer Shooting Gravity entwickeln, wäre sie als Screens nutzende Spielerin endgültig nicht mehr vernünftig zu verteidigen.
  • Elisas aktuell schwerwiegendste Baustelle ist der Wurf. Als jüngere und noch deutlich kleinere Spielerin warf sie vor allem über Kraft aus ihren Armen, weswegen ein sauber abgeklapptes Handgelenk, gebeugte Knie und und eine gebeugte Hüfte kaum involviert waren. Das sieht man auch am Wurf aus dem Stand an der Freiwurflinie. Jetzt eine Anpassung vorzunehmen, ist nicht trivial. Etwa ein Viertel ihrer durchschnittlich drei Versuche pro Spiel netzt sie ein und ist auch in diesem Bereich durchaus streaky. Die Ansätze sind also da. Im Training soll sie zu längeren Serien von Treffern imstande sein – und arbeitet generell viel an den erwähnten Schwerpunkten. Somit sollte die Chance auf einen mindestens passablen Wurf weiterhin bestehen. 
  • Mit der wackeligen Quote vom Perimeter korrespondiert generell eine verbesserungswürdige Effizienz. Viele Scores in Transition und im Halbfeldangriff gelingen Elisa spielend leicht. Doch den Stats zufolge trifft sie im Zweierbereich weniger als jeden zweiten Wurf (44,6 %). Das hohe Volumen von fast zwölf Versuchen pro Spiel ordnet das zwar fair ein, doch kommen hier mehrere Punkte zum Tragen: Erstens versperrt der fehlende Dreier selbst einer so starken 1-on-1-Spielerin hin und wieder die Lane. Zweitens arbeitet Elisa bereits an der Stärkung ihres Oberkörpers, um bei Kontakt robuster finishen und Fouls ziehen zu können. Als Belohnung sollten dann auch mehr als 58 % von der Charity Stripe rauszuholen sein. Drittens kann ihr Midrange Game mit Pullups und Floatern noch zuverlässiger werden.

  • Elisa Mevius verkörpert ein nahezu einzigartiges Gesamtpaket aus Einstellung, Athletik, Größe, Wingspan, Tempo, Ballhandling, Spielverständnis und Antizipation. Und allein die Zahl der Kommata im vorherigen Satz ist ein Statement. In ihrer Art des Scorings und der Transition Offense erinnert sie – trotz anderer physischer Voraussetzungen – an Lina Sontag, die bei #TTGNextGenDE bereits ausführlich gelobt wurde.
  • An beiden Enden des Feldes kann Elisa komplett heiß laufen und dem Spiel über längere Phasen ihren Stempel aufdrücken. Perspektivisch sollten mehr von ihren besten und weniger der eher abtauchenden Phasen bei einer gerade Siebzehnjährigen kein Ding der Unmöglichkeit sein.
  • Neben der Konstanz wird ein für ihre sportliche Zukunft bedeutsames Kriterium der Wurf aus der Midrange und von Downtown sein. Sollte sie auch nie zu einer brandgefährlichen Scharfschützin aufsteigen, so könnte ein konstant respektabler Dreier (30 + x > 5) ihrem Game furchteinflößende Perspektiven verschaffen.
  • Anfang Oktober 2020 packte Elisa in der WNBL gegen Bamberg folgende Statline auf den Tisch: 18 Punkte, 8 Rebounds, 10 Assists, 10 Steals in unter 30 Minuten. Damit war sie nah an einem  Quadruple Double! (Sinngemäßes Zitat ihres Coaches René Spandauw: „Hätten wir da mehr Möglichkeiten mit dem Scouting und ich hätte das gewusst, hätte ich sie noch etwas auf dem Feld gelassen für den neunten und zehnten Rebound. Aber sie hatte an dem Wochenende auch Doppelbelastung.“) Zwei Wochen später waren es gegen Würzburg 26 Punkte, 7 Rebounds, 7 Steals und 5 Assists in 25 Minuten. In der WNBL legt sie auch deutlich effizientere Quoten auf. Dass wir die 2. DBBL eigentlich als zu bescheidenen Maßstab an Elisas Perspektive anlegen, spricht für sie. Wer wird mit gerade einmal 17 Jahren bereits mit so viel Verantwortung fürs Playmaking betraut – und füllt diese Rolle mit so beeindruckendem Selbstverständnis aus? 
  • Abschließend führt kein Weg daran vorbei, Elisa als ideale Spielerin für ein modernes, zunehmend positionsloses Basketballspiel zu bezeichnen. Genau dieser Spielerinnentyp wird in Europa und darüber hinaus händeringend gesucht und entsprechend bezahlt …