#TTGNextGenEU – Luisa Geiselsöder [Oktober]

Match reporté! – immer wieder waren diese Worte im Oktober in offiziellen Mitteilungen des EuroCup-Teilnehmers aus dem Nordwesten Frankreichs zu lesen. Weil die Corona-Pandemie für eine Spielverschiebung nach der anderen sorgte, stand Landerneau Bretagne Basket in der Ligue Féminine de Basketball bislang nur viermal auf dem Parkett. Ursprünglich hätten sieben Partien über die Bühne gehen sollen. So kamen les filles de Breizh („die Töchter der Bretagne“) zum Start auf eine 2:2-Bilanz und Platz vier. Immer in der Starting Five: Luisa Geiselsöder.

Für die hoch veranlagte Centerin war der Saisonauftakt in Frankreich zugleich ihr Debüt in einer Liga außerhalb Deutschlands. Eine zentrale Frage lautete deshalb: Wie gut kann die 20-Jährige ihr MVP-verdächtiges Spiel der letzten DBBL-Saison auf die stärkere französische Liga übertragen? Vor allem physisch warteten neue Herausforderungen auf die 1,93-Meter-Frau.

Auch die Scouts aus dem fernen Texas dürften die ersten Schritte des 21. Picks der Dallas Wings in Frankreich mit Freude beobachtet haben. In der Offensive knüpfte die deutsche Nationalspielerin – zumindest im ersten Monat – nahtlos an ihre bemerkenswerte Effizienz aus Nördlingen an. 

Bei einem etwas geringeren Volumen als in Deutschland (12,8 vs. 9,3 Würfe aus dem Feld) überzeugte die U18-Europameisterin von 2018 mit einem leicht verbesserten True Shooting (60,7% in der DBBL vs. 62,4% in der LFB). Die Feldwurfquote blieb im Zehntelbereich konstant; Luisa verwandelt 56,8% ihrer Abschlüsse aus dem Spiel heraus (DBBL 2019/20: 56,7%). Exakt 12,0 Punkte pro Spiel stehen für den Oktober zu Buche.

Das offensive Skillset kann sich sehen lassen: Luisa sucht selbstbewusst Mismatches und den eigenen Abschluss, fordert den Ball im Post zum Teil vehement. Neben dem effizienten Finishing am Korb zählen vor allem ein sehr zuverlässiger Hakenwurf und ein sicherer Mitteldistanzwurf zu ihrem Repertoire. Immer wieder streut sie auch einen sehenswerten Spin Move ein – nach eigener Aussage ihre Lieblingsbewegung. Im Pick and roll wird die gebürtige Mittelfränkin allerdings noch zu selten gefunden. Dies liegt zum Teil daran, dass die recht kleinen Point Guards Probleme haben, sie dort zu finden. Dennoch muss sich Luisa beim Abrollen selbst auch noch besser in Position bringen.

„To win the big games you must get to the free throw line.“ – Rick Majerus

Noch ausbaufähig ist das Rebounding (4,3 RPG) der Centerin, die hin und wieder mit Foul-Problemen (3,5 Fouls pro Spiel) die Chance auf noch mehr Minuten verpasste. Coach Stéphane Leite schickt seine Spielerinnen in solchen Situationen recht konsequent auf die Bank. Positiv: Sobald die Ex-Nördlingerin auf den Court zurückkehrt, sprüht sie vor Energie. Auf der anderen Seite des Parketts könnte sie selbst noch häufiger Fouls ziehen (1,5 pro Spiel). Auch bei der Zahl der Freiwurf-Versuche (1,8 in der LFB vs. 5,8 in DBBL) ist noch einiges an Luft nach oben.

Es bleibt abzuwarten, wie effizient Luisa auf Dauer agieren kann – auch im EuroCup, der Anfang Januar starten soll. Wie schlägt sich die Centerin gegen routinierte und international hochklassige Bigs? Wie kommt sie mit verschiedenen Typen von Gegenspielerinnen zurecht? Wie entwickelt sich die Defense?

Zweifelsfrei sind die Aussichten für die sportliche Zukunft der erst 20-Jährigen vielversprechend. Die Auftritte in Frankreichs Eliteklasse machen Lust auf mehr. Bald im Trikot der Dallas Wings?

5 1 vote
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments